Vulkan

Jetzt komm und hülle, freundlicher Feuergeist,
   Den zarten Sinn der Frauen in Wolken ein,
      In goldne Träum' und schütze sie, die
         Blühende Ruhe der Immerguten.

Dem Manne laß sein Sinnen, und sein Geschäft,
   Und seiner Kerze Schein, und den künftgen Tag
      Gefallen, laß des Unmuts ihm, der
         Häßlichen Sorge zu viel nicht werden,

Wenn jetzt der immerzürnende Boreas,
   Mein Erbfeind, über Nacht mit dem Frost das Land
      Befällt, und spät, zur Schlummerstunde,
         Spottend der Menschen, sein schröcklich Lied singt,

Und unsrer Städte Mauren und unsern Zaun,
   Den fleißig wir gesetzt, und den stillen Hain
      Zerreißt, und selber im Gesang die
         Seele mir störet, der Allverderber,

Und rastlos tobend über den sanften Strom
   Sein schwarz Gewölk ausschüttet, daß weit umher
      Das Tal gärt, und, wie fallend Laub, vom
         Berstenden Hügel herab der Fels fällt.

Wohl frömmer ist, denn andre Lebendige,
   Der Mensch; doch zürnt es draußen, gehöret der
      Auch eigner sich, und sinnt und ruht in
         Sicherer Hütte, der Freigeborne.

Und immer wohnt der freundlichen Genien
   Noch Einer gerne segnend mit ihm, und wenn
      Sie zürnten all', die ungelehrgen
         Geniuskräfte, doch liebt die Liebe.

Dem Landgrafen von Homburg

Friedrich Hölderlin  (1770-1843)



www.sternenfall.de · 30.7.2006 · info@sternenfall.de
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