Du siehst...
Du siehst, ich will viel.
Vielleicht will ich alles:
das Dunkel jedes unendlichen Falles
und jedes Steigens lichtzitterndes Spiel.
Es leben so viele und wollen nichts
und sind durch ihres leichten Gerichts
glatte Gefühle gefürstet.
Aber du freust dich aller, die dich gebrauchen
wie ein Gerät.
Noch bist du nicht kalt, und es ist nicht zu spät,
in deine werdenden Tiefen zu tauchen,
wo sich das Leben ruhig verrät.
Rainer Maria Rilke
(1875-1926)
Aus: Das Stundenbuch / Buch vom Mönchischen Leben (1899)
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