Das Wappen

Wie ein Spiegel, der, von ferne tragend,
lautlos in sich aufnahm, ist der Schild;
offen einstens, dann zusammenschlagend
über einem Spiegelbild

jener Wesen, die in des Geschlechts
Weiten wohnen, nicht mehr zu bestreiten,
seiner Dinge, seiner Wirklichkeiten
(rechte links und linke rechts),

die er eingesteht und sagt und zeigt.
Drauf, mit Ruhm und Dunkel ausgeschlagen,
ruht der Spangenhelm, verkürzt,

den das Flügelkleinod übersteigt,
wahrend seine Decke, wie mit Klagen,
reich und aufgeregt herniederstürzt.

Rainer Maria Rilke  (1875-1926)

Aus: Der neuen Gedichte Anderer Teil



www.sternenfall.de · 30.7.2006 · info@sternenfall.de
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