Lied vom Meer

Uraltes Wehn vom Meer,
Meerwind bei Nacht:
            du kommst zu keinem her;
wenn einer wacht,
so muss er sehn, wie er
dich übersteht:
            uraltes Wehn vom Meer
welches weht
nur wie für Ur-Gestein,
lauter Raum
reißend von weit herein...

O wie fühlt dich ein
treibender Feigenbaum
oben im Mondschein.

Piccola Marina, Capri 1907

Rainer Maria Rilke  (1875-1926)

Aus: Der neuen Gedichte Anderer Teil



www.sternenfall.de · 30.7.2006 · info@sternenfall.de
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