(XX) Zwischen den Sternen...

Zwischen den Sternen, wie weit ; und doch, um wievieles noch weiter,
was man am Hiesigen lernt.
Einer, zum Beispiel, ein Kind ... und ein Nächster, ein Zweiter -,
o wie unfaßlich entfernt.

Schicksal, es mißt uns vielleicht mit des Seienden Spanne,
daß es uns fremd erscheint ;
denk, wieviel Spannen allein vom Mädchen zum Manne,
wenn es ihn meidet und meint.

Alles ist weit - , und nirgends schließt sich der Kreis.
Sieh in der Schüssel auf heiter bereitetem Tische,
seltsam der Fische Gesicht.

Fische sind stumm ..., meinte man einmal. Wer weiß ?
Aber ist nicht am Ende ein Ort, wo man das, was der Fische
Sprache wäre, ohne sie spricht ?

Rainer Maria Rilke  (1875-1926)

Aus: Die Sonette an Orpheus / Zweiter Teil



www.sternenfall.de · 30.7.2006 · info@sternenfall.de
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