der minne gewalt

ich freudehelfelôser man
war umbe mach ich manegen frô
der mir es niht gedanken kan
owê wie tuont die friunde sô
jâ friunt waz ich von friunden sage
het ich decheinen der vernæme ouch mîne klage
nu enhân ich friunt nu enhân ich rât
nû tuo mir swie dû wellest minneclîchiu minne
sît nieman mîn genâde hât
vil minneclîchiu minne ich hân
von dir verloren mînen sin
dû wilt gewalteclichen gân
in mînem herzen ûz und in
wie mac ich âne sin genesen
dû wonest an sîner stat da er inne solte wesen
dû sendest in du weist wol war
da enmac er leider niht erwerben frouwe minne
owê dû soltest selbe dar
genâde frouwe minne ich wil
dir umbe dise boteschaft
gefüegen dînes willen vil
wis wider mich nû tugenthaft
ir herze ist rehter fröuden vol
mit lûterlîcher reinekeit gezieret wol
erdringest dû dâ dîne stat
sô lâ mich in daz wir si mit einander sprechen
mir missegie do ichs eine bat
genædeclîchiu minne lâ
war umbe tuost dû mir so wê
dû twingest hie nû twinc ouch dâ
und sich wâ sie dir widerstê
nû wil ich schouwen ob du iht tügest
du endarft niht jehen daz dû in ir herze enmügest
ez enwart nie sloz sô manicvalt
daz es vor dir bestüende diebe meisterinne
tuon ûf sist wider dich ze balt
wer gap dir minne de gewalt
daz dû doch sô gewaltic bist
dû twingest beide junc und alt
dâ für kan nieman keinen list
nû lob ich got sî dîniu bant
mich sulen twingen deich sô rehte hân erkant
wâ dienest werdeclîchen lît
dâ von enkume ich niemer gnâde ein küneginne
lâ mich dir leben mîne zît

Walther von der Vogelweide  (1170-1230)



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