Kannst du nicht allen gefallen durch deine Tat und dein Kunstwerk,
Mach es wenigen recht; vielen gefallen ist schlimm.
Friedrich Schiller
*
10.11.1759 in Marbach am Neckar † 09.05.1805 in Weimar
Leben
Johann Christoph Friedrich Schiller, deutscher Schriftsteller. Er ist das
zweites Kind des Wundarztes und späteren Werbeoffiziers Johann Caspar Schiller
(1723-1796) und seiner Frau, der Wirtstochter Elisabetha Dorothea Schiller,
geb. Kodweiss (1732-1802). Schiller hatte fünf Schwestern: Christophine
(1757-1847), Luise Dorothea Katharina (1766-1836), Maria Charlotte (1768-1774),
Beate Friederike (1773), Caroline Christiane ("Nanette", 1777-1796).
Schiller verfasste Dramen, Erzählungen, Lyrik, Übersetzungen. Er war auch ein
Journalist, Redakteur, Herausgeber und Übersetzer. In seinen frühen Sturm und Drang-Dramen klagt er eine entartete und unmenschliche Adelsschicht an.
Neben die intrigante Welt der Politik stellt er einen neuen Idealismus des
Gefühls (Kabale und Liebe, 1784). Zeitlebens treibt in ein pädagogischer
Impuls: Kunst hat für ihn ihre vornehmste Aufgabe in der Förderung der
Humanität, im der Bekenntnis zur Freiheit des Menschen und im Bemühen um
Verwirklichung der Ideale; Humanität aber ist nicht Besitz, sondern Ziel eines
immerwährenden Bemühens.
1766 siedelt die Familie nach Ludwigsburg; dort geht Sch. auf die
Lateinschule. Er soll Geistlicher werden. 1773 auf Geheiß des Herzogs Carl
Eugen von Württemberg Eintritt in die "Militär-Pflanzschule" (der späteren
Hohen Karlsschule) auf der Solitude bei Stuttgart (1770 für Kinder
unbemittelter Eltern gegründet); innere Auflehnung gegen den militärischen
Zwang; heimliche Lektüre der Sturm-und-Drang-Dramatik Lessings und Klopstocks.
1774 Entschluss zum Jurastudiums 1775 Verlegung der Militärakademie nach
Stuttgart; Abbruch des Jurastudiums; stattdessen Medizinstudium 1776 Lektüre
Shakespeares, Rousseaus, Youngs, Ossians.
1779 Ablehnung der Dissertation (Philosophia Physiologiae). 1780 Die
zweite Dissertation (Versuch über den Zusammenhang der tierischen Natur des
Menschen mit seiner geistigen) wird angenommen und gedruckt. Entlassung aus
der Hohen Karlsschule; er wird Regimentsmedikus in Stuttgart
1781 erscheinen Die Räuber (entstanden seit 1777) anonym und mit fingiertem Druckort
Am 13.1.1782 reist Sch. ohne Erlaubnis mit seinem Freund Petersen zur
Uraufführung der Räuber nach Mannheim. Er wird nach einer zweiten Reise am
25.5. vom Herzog mit 14 Tagen Arrest bestraft; außerdem verbietet der ihm das
"Komödienschreiben". Am 22.9. Flucht nach
Mannheim. Weiterreise über Darmstadt, Frankfurt, Mainz, Worms nach
Oggersheim. Am 31.10. wird Sch. wird aus der Regimenstliste gestrichen. Am
30.11. reist er auf Einladung seiner Gönnerin Henriette von Wolzogen auf ihr
Gut in Bauerbach (Thüringen). Dort lebt er als "Dr. Ritter". Er wirbt
vergeblich um Charlotte, die Tochter des Hauses.
1783 Abreise aus Bauerbach. Engagement als Theaterdichter in Mannheim.
1784 Bekanntschaft mit Charlotte von Kalb; sein Vertrag als Theaterdichter
läuft aus.
Im April 1785 Übersiedlung nach Gohlis bei Leipzig; September: Dresden;
Freundschaft mit Christian Gottfried Körner.
1787 Aufenthalt in Weimar. Er verkehrt mit Charlotte von Kalb, Wieland,
Herder. Im Februar 1788 Beginn des Briefwechsels mit Charlotte von
Lengefeld. Im August Umzug nach Rudolstadt. Dort begegnet er am 7. September
erstmalig Goethe. Im November Rückkehr nach Weimar.
Im Januar 1789 auf Goethes Vorschlag Ernennung zum Professor in Jena
(unbesoldet). Im Mai:Übersiedlung nach Jena. Im August gibt Charlotte von
Lengefeld schriftlich ihr Ja-Wort. Er begegnet Wilhelm von Humboldt
Am 22. Februar 1790 heiratet er in Wenigenjena. Er verfügt seit Januar
d.J. über ein Jahresgehalt von 200 Talern (Titel "Hofrat"). Im Oktober begegnet
er Novalis und Goethe.
1791 erkrankt er schwer. Juli-August Kur in Karlsbad. Der Erbprinz
Friedrich Christian von Holstein-Augustenburg und Graf Ernst von Schimmelmann
gewähren Sch. einer dreijährigen Pension von jährlich 1000 Talern. Dies
brefreit in aus finanziellen Sorgen.
1792 Reise nach Leipzig und Dresden (Körner); Bekanntschaft mit Friedrich
Schlegel. Man verleiht im das französischen Bürgerrechts durch die
französische Nationalversammlung.
Im September 1793 begegnet er Hölderlin.
Im Mai 1794 Rückreise nach Jena und Vorbereitung der Horen. Mit der
Zeitschrift "Die Horen" begründete Schiller die deutsche Klassik. Im September
d.J. kann er Goethe zur Mitarbeit an seinen "Horen" bewegen, der ihn nach
Weimar einlud. Dem voraus ging am 20. Juli ein Gespräch mit Goethe über die
Urpflanze auf der Tagung der Naturforschenden Gesellschaft in Jena. Der sich
anschließende "Goethe-Schiller-Bund" (Freundschaft der beiden größten Dichter)
eröffnet für beide fruchtbare Jahre, die mit Schillers Tod 1805 enden.
Goethe vervollständigte in dieser Zeit z.B. den Wilhelm Meister und den
ersten Teil des Faust; Schiller den Wallenstein.
Im Januar 1795 erscheint die erste Ausgabe der Horen. Die Horen sind als
Töchter des Zeus und der Themis Figuren der griechischen Sagenwelt. Sie sind
die Göttinnen der Jahreszeiten, des Schönen und der Ordnung. Wohlgesinnt wachen
sie über das Menschenwerk und bewachen die Himmelstore. Goethes Propyläen
stehen in der Tradition von Schillers Horen.
1804 Reise nach Berlin und Audienz bei Königin Luise. Im Juni erhöht man
sein Gehalt auf 800 Taler. Am 29. April 1805 letzte Begegnung mit Goethe.
Schiller stirbt i.d.J. an einer chronischen Lungen- und Bauchfellentzündung, an
der er jahrelang litt. Er ist auf dem Jakobskirchhof in Weimar bestattet.
1826 Exhumierung des Schädels und der übrigen Gebeine; 1827 Überführung in
die Fürstengruft auf dem "Neuen Friedhof" vor dem Frauentor.
Werke und Wirkung
Schillers Ausstrahlung im 19 Jhd. ging weit über Deutschland hinaus
(Dostojewski war ein großer Verehrer). Sch. wurde schon im 19. Jh. ebenso
überschwenglich gefeiert und kritisiert. Nietzsche nennt in den
"Moraltrompeter von Säckingen", für Goethe ist er ein "letzter Edelmann".
Bis heute herrscht eine verwirrende Fülle oft sich widersprechender Deutungen
seiner Person und des Werks. Er gilt als Plebejer und Volkstribun; als
Kantianer; als Denker, dessen Dialektik bereits auf Hegel hinweist; als
Repräsentant des "Gültigen"; als revolutionärer Schriftsteller; als
idealistischer Klassiker; als Vorromantiker; Aufklärer; Vorläufer eines
humanistischen Sozialismus: "Das Große und Vielfältige seiner Person entzieht
sich den vereinfachenden Formeln" (Koopmann).
Auszug der Schiller'schen Werke:
Die Räuber (1781),
Kabale und Liebe (1784),
Don Karlos (1787),
Die Ideale (Gedicht) (1795),
Das Lied von der Glocke (Gedicht) (1799),
Wallenstein (1800),
Maria Stuart (1801),
Die Jungfrau von Orleans (1801),
Die Braut von Messina oder Die feindlichen Brüder (1803),
Wilhelm Tell (1804).
Siehe auch | ( ) |
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