Rainer Maria Rilke
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495 Einträge
D
Da aber als in sein Versteck der Hohe, / sofort Erkennbare: der Engel, trat, / aufrecht, der lautere und lichterlohe: / da tat er allen Anspruch ab und bat / bleiben zu dürfen der von seinen Reisen / innen verwirrte Kaufmann, der er war; / er hatte nie gelesen ... Mohammeds Berufung Rainer Maria Rilke Der neuen Gedichte Anderer Teil (1908) |
Da blieben sie, als wäre jene Flut / zurückgetreten, deren großes Branden / an diesen Steinen wusch, bis sie entstanden; / sie nahm im Fallen manches Attribut / aus ihren Händen, welche viel zu gut / und gebend sind, um etwas festzuhalten. Portal, Das Rainer Maria Rilke Neue Gedichte (1907) |
Da drin: das träge Treten und Tatzen / macht eine Stille, die dich fast verwirrt; / und wie dann plötzlich eine von den Katzen / den Blick an ihr, der hin und wieder irrt, / gewaltsam in ihr großes Auge nimmt ... Fensterrose, Die Rainer Maria Rilke Neue Gedichte (1907) |
Da liegen sie bereit, als ob es gälte, / nachträglich eine Handlung zu erfinden, / die mit einander und mit dieser Kälte / sie zu versühnen weiß und zu verbinden; / denn das ist alles noch wie ohne Schluss. Morgue Rainer Maria Rilke Neue Gedichte (1907) |
Da plötzlich war der Bote unter ihnen, / hineingeworfen in das Überkochen / des Hochzeitsmahles wie ein neuer Zusatz. Alkestis Rainer Maria Rilke Neue Gedichte (1907) |
Da rinnt der Schule lange Angst und Zeit / mit Warten hin, mit lauter dumpfen Dingen. Kindheit Rainer Maria Rilke Das Buch der Bilder (1902) |
Da steht der Tod, ein bläulicher Absud / in einer Tasse ohne Untersatz. Tod, Der Rainer Maria Rilke |
Dann bete du, wie es dich dieser lehrt, / der selber aus der Wirrnis wiederkehrt / und so, dass er zu heiligen Gestalten, / die alle ihres Wesens Würde halten, / in einer Kirche und auf goldnen Smalten / die Schönheit malte, und sie hielt ein Schwert. Dann bete du Rainer Maria Rilke Das Stundenbuch (1905) |
Das Volk war durstig; also ging das eine / durstlose Mädchen, ging die Steine / um Wasser flehen für ein ganzes Volk. Heilige, Die Rainer Maria Rilke Das Buch der Bilder (1902) |
Das alles stand auf ihr und war die Welt / und stand auf ihr mit allem, Angst und Gnade, / wie Bäume stehen, wachsend und gerade, / ganz Bild und bildlos wie die Bundeslade / und feierlich, wie auf ein Volk gestellt. Erwachsene, Die Rainer Maria Rilke Neue Gedichte (1907) |
Das hohe Tor scheint keine einzuhalten, / die Brücke geht gleich gerne hin und her, / und doch sind sicher alle in dem alten / offenen Ulmenhof und gehn nicht mehr / aus ihren Häusern, als auf jenem Streifen / zur Kirche hin, um besser zu begreifen / warum in ihnen so viel Liebe war. Béguinage Rainer Maria Rilke Neue Gedichte (1907) |
Das war der Auftrag an die Malergilde. / Vielleicht dass ihm der Heiland nie erschien; / vielleicht trat auch kein heiliger Bischof milde / an seine Seite wie in diesem Bilde / und legte leise seine Hand auf ihn. Stifter, Der Rainer Maria Rilke Neue Gedichte (1907) |
Das war in Tagen, da die Berge kamen: / die Bäume bäumten sich, die noch nicht zahmen, / und rauschend in die Rüstung stieg der Strom. Zaren, Die Rainer Maria Rilke Das Buch der Bilder (1902) |
Dass von dem verzichtenden Gesichte / keiner ihrer großen Schmerzen fiele, / trägt sie langsam durch die Trauerspiele / ihrer Züge schönen welken Strauß, / wild gebunden und schon beinah lose; / manchmal fällt, wie eine Tuberose, / ein verlornes Lächeln müd heraus. Bildnis Rainer Maria Rilke Der neuen Gedichte Anderer Teil (1908) |
Denk es wäre nicht: es hätte müssen / endlich in den Bergen sich gebären / und sich niederschlagen in den Flüssen / aus dem Wollen, aus dem Gären / ihres Willens; aus der Zwang-Idee, / dass ein Erz ist über allen Erzen. Gold, Das Rainer Maria Rilke Der neuen Gedichte Anderer Teil (1908) |
Denn Gärten sind, - von Königen gebaut, / die eine kleine Zeit sich drin vergnügten / mit jungen Frauen, welche Blumen fügten / zu ihres Lachens wunderlichem Laut. Denn Gärten sind Rainer Maria Rilke Das Stundenbuch (1905) |
Denn sieh: sie werden leben und sich mehren / und nicht bezwungen werden von der Zeit, / und werden wachsen wie des Waldes Beeren / den Boden bergend unter Süßigkeit. Denn sieh Rainer Maria Rilke Das Stundenbuch (1905) |
Denn, Herr, die großen Städte sind / Verlorene und Aufgelöste; / wie Flucht vor Flammen ist die größte ... Denn, Herr Rainer Maria Rilke Das Stundenbuch (1905) |
Der Abend wechselt langsam die Gewänder, / die ihm ein Rand von alten Bäumen hält ... Abend Rainer Maria Rilke Das Buch der Bilder (1902) |
Der Graf vernimmt die Töne, / er sieht einen lichten Riss; / er weckt seine dreizehn Söhne / im Erb-Begräbnis. Auferstehung Rainer Maria Rilke Neue Gedichte (1907) |
Der Heilige hob das Haupt, und das Gebet / fiel wie ein Helm zurück von seinem Haupte: / denn lautlos nahte sich das Niegeglaubte, / das weiße Tier, das wie eine geraubte / hülflose Hindin mit den Augen fleht. Einhorn, Das Rainer Maria Rilke Neue Gedichte (1907) |
Der König ist sechzehn Jahre alt. / Sechzehn Jahre und schon der Staat. König, Der Rainer Maria Rilke Neue Gedichte (1907) |
Der Sommer summt. Der Nachmittag macht müde; / sie atmete verwirrt ihr frisches Kleid / und legte in die triftige Etüde / die Ungeduld nach einer Wirklichkeit, / die kommen konnte: morgen, heute abend ... Übung am Klavier Rainer Maria Rilke Der neuen Gedichte Anderer Teil (1908) |
Der blinde Mann, der auf der Brücke steht, / grau wie ein Markstein namenloser Reiche, / er ist vielleicht das Ding, das immer gleiche, / um das von fern die Sternenstunde geht, / und der Gestirne stiller Mittelpunkt. Pont du Carrousel Rainer Maria Rilke Das Buch der Bilder (1902) |
Derselbe große Engel, welcher einst / ihr der Gebärung Botschaft niederbrachte, / stand da, abwartend daß sie ihn beachte, / und sprach: Jetzt wird es Zeit, daß du erscheinst. Vom Tode Mariae (I) Rainer Maria Rilke Das Marien-Leben (1913) |
Des Armen Haus ist wie ein Altarschrein. / Drin wandelt sich das Ewige zur Speise, / und wenn der Abend kommt, so kehrt es leise / zu sich zurück in einem weiten Kreise / und geht voll Nachklang langsam in sich ein. Des Armen Haus ist wie ein Altarschrein Rainer Maria Rilke Das Stundenbuch (1905) |
Dich aber will ich nun, Dich, die ich kannte / wie eine Blume, von der ich den Namen nicht weiß, / noch ein Mal erinnern und ihnen zeigen, Entwandte, / schöne Gespielin des unüberwindlichen Schrei´s. Dich aber will ich nun Rainer Maria Rilke Die Sonette an Orpheus (1922) |
Die Blätter fallen, fallen wie von weit, / als welkten in den Himmeln ferne Gärten; / sie fallen mit verneinender Gebärde. Herbst Rainer Maria Rilke Das Buch der Bilder (1902) |
Die Einsamkeit ist wie ein Regen. / Sie steigt vom Meer den Abenden entgegen; / von Ebenen, die fern sind und entlegen, / geht sie zum Himmel, der sie immer hat. Einsamkeit Rainer Maria Rilke Das Buch der Bilder (1902) |
Die Gassen haben einen sachten Gang / (wie manchmal Menschen gehen im Genesen / nachdenkend: was ist früher hier gewesen? Quai du Rosaire Rainer Maria Rilke Neue Gedichte (1907) |
Die Nächte sind nicht für die Menge gemacht. / Von deinem Nachbar trennt dich die Nacht, / und du sollst ihn nicht suchen trotzdem. Menschen bei Nacht Rainer Maria Rilke Das Buch der Bilder (1902) |
Die großen Städte sind nicht wahr; sie täuschen / den Tag, die Nacht, die Tiere und das Kind; / ihr Schweigen lügt, sie lügen mit Geräuschen / und mit den Dingen, welche willig sind. Die großen Städte sind nicht wahr Rainer Maria Rilke Das Stundenbuch (1905) |
Die nächste Flut verwischt den Weg im Watt, / und alles wird auf allen Seiten gleich ... Insel, Die Rainer Maria Rilke Neue Gedichte (1907) |
Diese Mühsal, durch noch Ungetanes / schwer und wie gebunden hinzugehn, / gleicht dem ungeschaffnen Gang des Schwanes. Schwan, Der Rainer Maria Rilke Neue Gedichte (1907) |
Diese Neigung, in den Jahren, / da wir alle Kinder waren, / viel allein zu sein, war mild; / andern ging die Zeit im Streite, / und man hatte seine Seite, / seine Nähe, seine Weite, / einen Weg, ein Tier, ein Bild. Mädchen-Klage Rainer Maria Rilke Neue Gedichte (1907) |
Doch vor dem Apostel Thomas, der / kam, da es zu spät war, trat der schnelle / längst darauf gefaßte Engel her / und befahl an der Begräbnisstelle. Vom Tode Mariae (III) Rainer Maria Rilke Das Marien-Leben (1913) |
Du Dunkelheit, aus der ich stamme / ich liebe dich mehr als die Flamme, / welche die Welt begrenzt, / indem sie glänzt / für irgendeinen Kreis, / aus dem heraus kein Wesen von ihr weiß. Du Dunkelheit Rainer Maria Rilke Das Stundenbuch (1905) |
Du Ewiger, du hast dich mir gezeigt. / Ich liebe dich wie einen lieben Sohn, / der mich einmal verlassen hat als Kind, / weil ihn das Schicksal rief auf einen Thron, / vor dem die Länder alle Täler sind. Du Ewiger Rainer Maria Rilke Das Stundenbuch (1905) |
Du aber, Göttlicher, du, bis zuletzt noch Ertöner, / da ihn der Schwarm der verschmähten Mänaden befiel, / hast ihr Geschrei übertönt mit Ordnung, du Schöner, / aus den Zerstörenden stieg dein erbauendes Spiel. Du aber, Göttlicher Rainer Maria Rilke Die Sonette an Orpheus (1922) |
Du bist der Alte, dem die Haare / von Ruß versengt sind und verbrannt, / du bist der große Unscheinbare, / mit deinem Hammer in der Hand. Du bist der Alte Rainer Maria Rilke Das Stundenbuch (1905) |
Du bist der Arme, du der Mittellose, / du bist der Stein, der keine Stätte hat, / du bist der fortgeworfene Leprose, / der mit der Klapper umgeht vor der Stadt. Du bist der Arme Rainer Maria Rilke Das Stundenbuch (1905) |
Du entfernst dich von mir, du Stunde. / Wunden schlägt mir dein Flügelschlag. Dichter, Der Rainer Maria Rilke Neue Gedichte (1907) |
Du siehst, ich will viel. / Vielleicht will ich alles: / das Dunkel jedes unendlichen Falles / und jedes Steigens lichtzitterndes Spiel. Du siehst Rainer Maria Rilke Das Stundenbuch (1905) |
Du, der du weißt, und dessen weites Wissen / aus Armut ist und Armutsüberfluss: / Mach, dass die Armen nichtmehr fortgeschmissen / und eingetreten werden in Verdruss. Du, der du weißt Rainer Maria Rilke Das Stundenbuch (1905) |
Du, mein Freund, bist einsam, weil .... / Wir machen mit Worten und Fingerzeigen / uns allmählich die Welt zu eigen, / vielleicht ihren schwächsten, gefährlichsten Teil. Du, mein Freund Rainer Maria Rilke Die Sonette an Orpheus (1922) |
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