Die Gedichte.

Rainer Maria Rilke

Anfangszeilen.   Alphabetisches Verzeichnis.

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495 Einträge

D

DER FREMDE: / Du bist nicht bang, davon zu sprechen? / DIE BLINDE: / Nein.
        Blinde, Die  Rainer Maria Rilke  Das Buch der Bilder (1902)

Da aber als in sein Versteck der Hohe, / sofort Erkennbare: der Engel, trat, / aufrecht, der lautere und lichterlohe: / da tat er allen Anspruch ab und bat / bleiben zu dürfen der von seinen Reisen / innen verwirrte Kaufmann, der er war; / er hatte nie gelesen ...
        Mohammeds Berufung  Rainer Maria Rilke  Der neuen Gedichte Anderer Teil (1908)

Da blieben sie, als wäre jene Flut / zurückgetreten, deren großes Branden / an diesen Steinen wusch, bis sie entstanden; / sie nahm im Fallen manches Attribut / aus ihren Händen, welche viel zu gut / und gebend sind, um etwas festzuhalten.
        Portal, Das  Rainer Maria Rilke  Neue Gedichte (1907)

Da drin: das träge Treten und Tatzen / macht eine Stille, die dich fast verwirrt; / und wie dann plötzlich eine von den Katzen / den Blick an ihr, der hin und wieder irrt, / gewaltsam in ihr großes Auge nimmt ...
        Fensterrose, Die  Rainer Maria Rilke  Neue Gedichte (1907)

Da leben Menschen, weißerblühte, blasse / und sterben staunend an der schweren Welt.
        Da leben Menschen  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Da liegen sie bereit, als ob es gälte, / nachträglich eine Handlung zu erfinden, / die mit einander und mit dieser Kälte / sie zu versühnen weiß und zu verbinden; / denn das ist alles noch wie ohne Schluss.
        Morgue  Rainer Maria Rilke  Neue Gedichte (1907)

Da neigt sich die Stunde und rührt mich an / mit klarem, metallenem Schlag: / mir zittern die Sinne.
        Da neigt sich die Stunde und rührt mich an  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Da oben wird das Bild von einer Welt / aus Blicken immerfort erneut und gilt.
        Hund, Der  Rainer Maria Rilke  Der neuen Gedichte Anderer Teil (1908)

Da plötzlich war der Bote unter ihnen, / hineingeworfen in das Überkochen / des Hochzeitsmahles wie ein neuer Zusatz.
        Alkestis  Rainer Maria Rilke  Neue Gedichte (1907)

Da rinnt der Schule lange Angst und Zeit / mit Warten hin, mit lauter dumpfen Dingen.
        Kindheit  Rainer Maria Rilke  Das Buch der Bilder (1902)

Da schrie die Frau zu Endor auf: Ich sehe - / Der König packte sie am Arme: Wen?
        Samuels Erscheinung vor Saul  Rainer Maria Rilke  Der neuen Gedichte Anderer Teil (1908)

Da steht der Tod, ein bläulicher Absud / in einer Tasse ohne Untersatz.
        Tod, Der  Rainer Maria Rilke

Da stieg ein Baum. O reine Übersteigung! / O Orpheus singt!
        Da stieg ein Baum  Rainer Maria Rilke  Die Sonette an Orpheus (1922)

Da trat auf seiner Stirn der Aussatz aus / und stand auf einmal unter seiner Krone / als wär er König über allen Graus ...
        Aussätzige König, Der  Rainer Maria Rilke  Der neuen Gedichte Anderer Teil (1908)

Da trat ich als ein Pilger ein / und fühlte voller Qual / an meiner Stirne dich, du Stein.
        Da trat ich als ein Pilger ein  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Da ward auch die zur Frucht Erweckte, / die schüchterne und schönerschreckte, / die heimgesuchte Magd geliebt.
        Da ward auch die zur Frucht Erweckte  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Damals als wir mit den glatten Trabern / (schwarzen, aus dem Orloff´schen Gestüt ...
        Nächtliche Fahrt  Rainer Maria Rilke  Der neuen Gedichte Anderer Teil (1908)

Dann bete du, wie es dich dieser lehrt, / der selber aus der Wirrnis wiederkehrt / und so, dass er zu heiligen Gestalten, / die alle ihres Wesens Würde halten, / in einer Kirche und auf goldnen Smalten / die Schönheit malte, und sie hielt ein Schwert.
        Dann bete du  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Dann sah ich auch Paläste, welche leben; / sie brüsten sich den schönen Vögeln gleich, / die eine schlechte Stimme von sich geben.
        Dann sah ich auch Paläste  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Daraus, daß einer dich einmal gewollt hat, / weiß ich, daß wir dich wollen dürfen.
        Daraus, daß einer dich einmal gewollt hat  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Das Dunkeln war wie Reichtum in dem Raume, / darin der Knabe, sehr verheimlicht, saß.
        Aus einer Kindheit  Rainer Maria Rilke  Das Buch der Bilder (1902)

Das Volk war durstig; also ging das eine / durstlose Mädchen, ging die Steine / um Wasser flehen für ein ganzes Volk.
        Heilige, Die  Rainer Maria Rilke  Das Buch der Bilder (1902)

Das alles stand auf ihr und war die Welt / und stand auf ihr mit allem, Angst und Gnade, / wie Bäume stehen, wachsend und gerade, / ganz Bild und bildlos wie die Bundeslade / und feierlich, wie auf ein Volk gestellt.
        Erwachsene, Die  Rainer Maria Rilke  Neue Gedichte (1907)

Das hohe Tor scheint keine einzuhalten, / die Brücke geht gleich gerne hin und her, / und doch sind sicher alle in dem alten / offenen Ulmenhof und gehn nicht mehr / aus ihren Häusern, als auf jenem Streifen / zur Kirche hin, um besser zu begreifen / warum in ihnen so viel Liebe war.
        Béguinage  Rainer Maria Rilke  Neue Gedichte (1907)

Das letzte Zeichen lass an uns geschehen, / erscheine in der Krone deiner Kraft, / und gieb uns jetzt (nach aller Weiber Wehen) / des Menschen ernste Mutterschaft.
        Das letzte Zeichen lass an uns geschehen  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Das war der Auftrag an die Malergilde. / Vielleicht dass ihm der Heiland nie erschien; / vielleicht trat auch kein heiliger Bischof milde / an seine Seite wie in diesem Bilde / und legte leise seine Hand auf ihn.
        Stifter, Der  Rainer Maria Rilke  Neue Gedichte (1907)

Das war der Seelen wunderliches Bergwerk. / Wie stille Silbererze gingen sie / als Adern durch sein Dunkel.
        Orpheus. Eurydike. Hermes  Rainer Maria Rilke  Neue Gedichte (1907)

Das war in Tagen, da die Berge kamen: / die Bäume bäumten sich, die noch nicht zahmen, / und rauschend in die Rüstung stieg der Strom.
        Zaren, Die  Rainer Maria Rilke  Das Buch der Bilder (1902)

Das waren Tage Michelangelo´s, / von denen ich in fremden Büchern las.
        Das waren Tage Michelangelos  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Dass ich nicht war vor einer Weile, / weißt du davon?
        Dass ich nicht war vor einer Weile  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Dass von dem verzichtenden Gesichte / keiner ihrer großen Schmerzen fiele, / trägt sie langsam durch die Trauerspiele / ihrer Züge schönen welken Strauß, / wild gebunden und schon beinah lose; / manchmal fällt, wie eine Tuberose, / ein verlornes Lächeln müd heraus.
        Bildnis  Rainer Maria Rilke  Der neuen Gedichte Anderer Teil (1908)

Daß ich dereinst, an dem Ausgang der grimmigen Einsicht, / Jubel und Ruhm aufsinge zustimmenden Engeln.
        Zehnte Elegie, Die  Rainer Maria Rilke  Duineser Elegien (1922)

Dein allererstes Wort war: Licht: / da ward die Zeit.
        Dein allererstes Wort war  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Deine Seele sing ich, die an mir erstandene. / Da ich vorüberging stand sie im Zwischenraum / rufend nicht, winkend nicht, nur wie abhandene / Dinge, erblinkend kaum.
        Deine Seele sing ich  Rainer Maria Rilke  Gedichte und Texte aus dem Nachlaß 1906-1926 (1927)

Denk dass einer heiß und glühend flüchte, / und die Sieger wären hinterher, / und auf einmal machte der / Flüchtende kurz, unerwartet, Kehr / gegen Hunderte ...
        Auswanderer-Schiff  Rainer Maria Rilke  Der neuen Gedichte Anderer Teil (1908)

Denk es wäre nicht: es hätte müssen / endlich in den Bergen sich gebären / und sich niederschlagen in den Flüssen / aus dem Wollen, aus dem Gären / ihres Willens; aus der Zwang-Idee, / dass ein Erz ist über allen Erzen.
        Gold, Das  Rainer Maria Rilke  Der neuen Gedichte Anderer Teil (1908)

Denn Gärten sind, - von Königen gebaut, / die eine kleine Zeit sich drin vergnügten / mit jungen Frauen, welche Blumen fügten / zu ihres Lachens wunderlichem Laut.
        Denn Gärten sind  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Denn sieh: sie werden leben und sich mehren / und nicht bezwungen werden von der Zeit, / und werden wachsen wie des Waldes Beeren / den Boden bergend unter Süßigkeit.
        Denn sieh  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Denn wir sind nur die Schale und das Blatt. / Der große Tod, den jeder in sich hat, / das ist die Frucht, um die sich alles dreht.
        Denn wir sind nur die Schale und das Blatt  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Denn, Herr, die großen Städte sind / Verlorene und Aufgelöste; / wie Flucht vor Flammen ist die größte ...
        Denn, Herr  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Der Abend wechselt langsam die Gewänder, / die ihm ein Rand von alten Bäumen hält ...
        Abend  Rainer Maria Rilke  Das Buch der Bilder (1902)

Der Ast vom Baume Gott, der über Italien reicht, / hat schon geblüht.
        Der Ast vom Baume Gott  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Der Graf vernimmt die Töne, / er sieht einen lichten Riss; / er weckt seine dreizehn Söhne / im Erb-Begräbnis.
        Auferstehung  Rainer Maria Rilke  Neue Gedichte (1907)

Der Heilige hob das Haupt, und das Gebet / fiel wie ein Helm zurück von seinem Haupte: / denn lautlos nahte sich das Niegeglaubte, / das weiße Tier, das wie eine geraubte / hülflose Hindin mit den Augen fleht.
        Einhorn, Das  Rainer Maria Rilke  Neue Gedichte (1907)

Der Himmel, groß, voll herrlicher Verhaltung, / ein Vorrat Raum, ein Übermaß von Welt.
        Nachthimmel und Sternenfall  Rainer Maria Rilke  Cornet (1899)

Der König ist sechzehn Jahre alt. / Sechzehn Jahre und schon der Staat.
        König, Der  Rainer Maria Rilke  Neue Gedichte (1907)

Der König war geschoren; / nun ging ihm die Krone zu weit / und bog ein wenig die Ohren, / in die von Zeit zu Zeit / gehässiges Gelärme / aus Hungermäulern fand.
        König von Münster, Der  Rainer Maria Rilke  Der neuen Gedichte Anderer Teil (1908)

Der Name ist uns wie ein Licht / hart an die Stirn gestellt.
        Der Name ist uns wie ein Licht  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Der Park ist hoch. Und wie aus einem Haus / tret ich aus seiner Dämmerung heraus / in Ebene und Abend.
        Abend in Skåne  Rainer Maria Rilke  Das Buch der Bilder (1902)

Der Sommer summt. Der Nachmittag macht müde; / sie atmete verwirrt ihr frisches Kleid / und legte in die triftige Etüde / die Ungeduld nach einer Wirklichkeit, / die kommen konnte: morgen, heute abend ...
        Übung am Klavier  Rainer Maria Rilke  Der neuen Gedichte Anderer Teil (1908)

Der Tod ist groß. / Wir sind die Seinen / lachenden Munds.
        Schlussstück  Rainer Maria Rilke  Das Buch der Bilder (1902)

Der blasse Adelknabe spricht: / Ich bin nicht. Der Bruder hat mir was getan, / was meine Augen nicht sahn.
        Der blasse Adelknabe spricht  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Der blinde Mann, der auf der Brücke steht, / grau wie ein Markstein namenloser Reiche, / er ist vielleicht das Ding, das immer gleiche, / um das von fern die Sternenstunde geht, / und der Gestirne stiller Mittelpunkt.
        Pont du Carrousel  Rainer Maria Rilke  Das Buch der Bilder (1902)

Derselbe große Engel, welcher einst / ihr der Gebärung Botschaft niederbrachte, / stand da, abwartend daß sie ihn beachte, / und sprach: Jetzt wird es Zeit, daß du erscheinst.
        Vom Tode Mariae (I)  Rainer Maria Rilke  Das Marien-Leben (1913)

Des Armen Haus ist wie ein Altarschrein. / Drin wandelt sich das Ewige zur Speise, / und wenn der Abend kommt, so kehrt es leise / zu sich zurück in einem weiten Kreise / und geht voll Nachklang langsam in sich ein.
        Des Armen Haus ist wie ein Altarschrein  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Des alten lange adligen Geschlechtes / Feststehendes im Augenbogenbau.
        Selbstbildnis  Rainer Maria Rilke  Neue Gedichte (1907)

Dich aber will ich nun, Dich, die ich kannte / wie eine Blume, von der ich den Namen nicht weiß, / noch ein Mal erinnern und ihnen zeigen, Entwandte, / schöne Gespielin des unüberwindlichen Schrei´s.
        Dich aber will ich nun  Rainer Maria Rilke  Die Sonette an Orpheus (1922)

Dich wundert nicht des Sturmes Wucht, -- / du hast ihn wachsen sehn ...
        Dich wundert nicht des Sturmes Wucht  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Die Andern fühlen alles an sich rauh / und ohne Anteil: Eisen, Zeug und Leder.
        Fahnenträger, Der  Rainer Maria Rilke  Neue Gedichte (1907)

Die Blätter fallen, fallen wie von weit, / als welkten in den Himmeln ferne Gärten; / sie fallen mit verneinender Gebärde.
        Herbst  Rainer Maria Rilke  Das Buch der Bilder (1902)

Die Dichter haben dich verstreut / (es ging ein Sturm durch alles Stammeln), / ich aber will dich wieder sammeln / in dem Gefäß, das dich erfreut.
        Die Dichter haben dich verstreut  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Die Dienerinnen kämmten sieben Tage / die Asche ihres Grams und ihrer Plage / Neige und Niederschlag aus ihrem Haar ...
        Esther  Rainer Maria Rilke  Der neuen Gedichte Anderer Teil (1908)

Die Einsamkeit ist wie ein Regen. / Sie steigt vom Meer den Abenden entgegen; / von Ebenen, die fern sind und entlegen, / geht sie zum Himmel, der sie immer hat.
        Einsamkeit  Rainer Maria Rilke  Das Buch der Bilder (1902)

Die Gassen haben einen sachten Gang / (wie manchmal Menschen gehen im Genesen / nachdenkend: was ist früher hier gewesen?
        Quai du Rosaire  Rainer Maria Rilke  Neue Gedichte (1907)

Die Könige der Welt sind alt / und werden keine Erben haben.
        Die Könige der Welt sind alt  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Die Menschen gehn. Die Ferne flieht und fließt. / In fremde Hände fällt die schwere Stadt.
        Menschen gehn, Die  Rainer Maria Rilke  Gedichte und Texte aus dem Nachlaß 1906-1926 (1927)

Die Nächte sind nicht für die Menge gemacht. / Von deinem Nachbar trennt dich die Nacht, / und du sollst ihn nicht suchen trotzdem.
        Menschen bei Nacht  Rainer Maria Rilke  Das Buch der Bilder (1902)

Die Reichen und Glücklichen haben gut schweigen, / niemand will wissen was sie sind.
        Titelblatt  Rainer Maria Rilke  Das Buch der Bilder (1902)

Die Städte aber wollen nur das Ihre / und reißen alles mit in ihren Lauf.
        Die Städte aber wollen nur das Ihre  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Die großen Städte sind nicht wahr; sie täuschen / den Tag, die Nacht, die Tiere und das Kind; / ihr Schweigen lügt, sie lügen mit Geräuschen / und mit den Dingen, welche willig sind.
        Die großen Städte sind nicht wahr  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Die nächste Flut verwischt den Weg im Watt, / und alles wird auf allen Seiten gleich ...
        Insel, Die  Rainer Maria Rilke  Neue Gedichte (1907)

Diese Mühsal, durch noch Ungetanes / schwer und wie gebunden hinzugehn, / gleicht dem ungeschaffnen Gang des Schwanes.
        Schwan, Der  Rainer Maria Rilke  Neue Gedichte (1907)

Diese Neigung, in den Jahren, / da wir alle Kinder waren, / viel allein zu sein, war mild; / andern ging die Zeit im Streite, / und man hatte seine Seite, / seine Nähe, seine Weite, / einen Weg, ein Tier, ein Bild.
        Mädchen-Klage  Rainer Maria Rilke  Neue Gedichte (1907)

Diese, die noch eben atemlos / flohen mitten aus dem Kindermorden: / o wie waren sie unmerklich groß / über ihrer Wanderschaft geworden.
        Rast auf der Flucht in Ägypten  Rainer Maria Rilke  Das Marien-Leben (1913)

Dir aber, Herr, o was weih ich dir, sag, / der das Ohr den Geschöpfen gelehrt ?
        Dir aber  Rainer Maria Rilke  Die Sonette an Orpheus (1922)

Dir ist mein Beten keine Blasphemie: / als schlüge ich in alten Büchern nach, / dass ich dir sehr verwandt bin ...
        Dir ist mein Beten keine Blasphemie  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Doch vor dem Apostel Thomas, der / kam, da es zu spät war, trat der schnelle / längst darauf gefaßte Engel her / und befahl an der Begräbnisstelle.
        Vom Tode Mariae (III)  Rainer Maria Rilke  Das Marien-Leben (1913)

Draußen wartete auf alle Ringe / und auf jedes Kettenglied / Schicksal, das nicht ohne sie geschieht.
        Reliquienschrein, Der  Rainer Maria Rilke  Der neuen Gedichte Anderer Teil (1908)

Drei Herren hatten mit Falken gebeizt / und freuten sich auf das Gelag.
        Legende von den drei Lebendigen und den drei Toten  Rainer Maria Rilke  Der neuen Gedichte Anderer Teil (1908)

Du Berg, der blieb, da die Gebirge kamen, - / Hang ohne Hütten ...
        Du Berg, der blieb  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Du Dunkelheit, aus der ich stamme / ich liebe dich mehr als die Flamme, / welche die Welt begrenzt, / indem sie glänzt / für irgendeinen Kreis, / aus dem heraus kein Wesen von ihr weiß.
        Du Dunkelheit  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Du Ewiger, du hast dich mir gezeigt. / Ich liebe dich wie einen lieben Sohn, / der mich einmal verlassen hat als Kind, / weil ihn das Schicksal rief auf einen Thron, / vor dem die Länder alle Täler sind.
        Du Ewiger  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Du Gott, ich möchte viele Pilger sein, / um so, ein langer Zug, zu dir zu gehn, / und um ein großes Stück von dir zu sein: / du Garten mit den lebenden Alleen.
        Du Gott, ich möchte viele Pilger sein  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Du Runder, der das Warme aus zwei Händen / im Fliegen ...
        Ball, Der  Rainer Maria Rilke  Der neuen Gedichte Anderer Teil (1908)

Du Williger, und deine Gnade kam / immer in alle ältesten Gebärden.
        Du Williger  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Du aber, Göttlicher, du, bis zuletzt noch Ertöner, / da ihn der Schwarm der verschmähten Mänaden befiel, / hast ihr Geschrei übertönt mit Ordnung, du Schöner, / aus den Zerstörenden stieg dein erbauendes Spiel.
        Du aber, Göttlicher  Rainer Maria Rilke  Die Sonette an Orpheus (1922)

Du bist das Kloster zu den Wundenmalen. / Mit zweiunddreißig alten Kathedralen / und fünfzig Kirchen, welche aus Opalen / und Stücken Bernstein aufgemauert sind.
        Du bist das Kloster zu den Wundenmalen  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Du bist der Alte, dem die Haare / von Ruß versengt sind und verbrannt, / du bist der große Unscheinbare, / mit deinem Hammer in der Hand.
        Du bist der Alte  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Du bist der Arme, du der Mittellose, / du bist der Stein, der keine Stätte hat, / du bist der fortgeworfene Leprose, / der mit der Klapper umgeht vor der Stadt.
        Du bist der Arme  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Du bist der Erbe. / Söhne sind die Erben, / denn Väter sterben.
        Du bist der Erbe  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Du bist der Tiefste, welcher ragte, / der Taucher und der Türme Neid.
        Du bist der Tiefste  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Du bist der Vogel, dessen Flügel kamen, / wenn ich erwachte in der Nacht und rief.
        Schutzengel, Der  Rainer Maria Rilke  Das Buch der Bilder (1902)

Du bist der raunende Verrußte, / auf allen Öfen schläfst du breit.
        Du bist der raunende Verrußte  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Du bist die Zukunft, großes Morgenrot / über den Ebenen der Ewigkeit.
        Du bist die Zukunft  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Du bist nicht näher an Gott als wir; / wir sind ihm alle weit.
        Verkündigung  Rainer Maria Rilke  Das Buch der Bilder (1902)

Du bist so groß, dass ich schon nicht mehr bin, / wenn ich mich nur in deine Nähe stelle.
        Du bist so groß  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Du blasses Kind, an jedem Abend soll / der Sänger dunkel stehn bei deinen Dingen / und soll dir Sagen, die im Blute klingen, / über die Brücke seiner Stimme bringen / und eine Harfe, seiner Hände voll.
        Sänger singt vor einem Fürstenkind, Der  Rainer Maria Rilke  Das Buch der Bilder (1902)

Du dunkelnder Grund, geduldig erträgst du die Mauern.
        Du dunkelnder Grund  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Du entfernst dich von mir, du Stunde. / Wunden schlägt mir dein Flügelschlag.
        Dichter, Der  Rainer Maria Rilke  Neue Gedichte (1907)

Du kommst und gehst. Die Türen fallen / viel sanfter zu, fast ohne Wehn.
        Du kommst und gehst  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Du meinst die Demut. Angesichter / gesenkt in stillem Dichverstehn.
        Du meinst die Demut  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Du musst nicht bangen, Gott. Sie sagen: mein / zu allen Dingen, die geduldig sind.
        Du musst nicht bangen  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Du siehst, ich will viel. / Vielleicht will ich alles: / das Dunkel jedes unendlichen Falles / und jedes Steigens lichtzitterndes Spiel.
        Du siehst  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Du wirst nur mit der Tat erfasst; / mit Händen nur erhellt; / ein jeder Sinn ist nur ein Gast / und sehnt sich aus der Welt.
        Du wirst nur mit der Tat erfasst  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Du wusstest nicht, was den Haufen / ausmacht. Ein Fremder fand / Bettler darin.
        Bettler, Die  Rainer Maria Rilke  Der neuen Gedichte Anderer Teil (1908)

Du, Nachbar Gott, wenn ich dich manches Mal / in langer Nacht mit hartem Klopfen störe ...
        Du, Nachbar Gott  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Du, der du weißt, und dessen weites Wissen / aus Armut ist und Armutsüberfluss: / Mach, dass die Armen nichtmehr fortgeschmissen / und eingetreten werden in Verdruss.
        Du, der du weißt  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Du, gestern Knabe, dem die Wirrnis kam: / Dass sich dein Blut in Blindheit nicht vergeude.
        Du, gestern Knabe  Rainer Maria Rilke  Das Stundenbuch (1905)

Du, mein Freund, bist einsam, weil .... / Wir machen mit Worten und Fingerzeigen / uns allmählich die Welt zu eigen, / vielleicht ihren schwächsten, gefährlichsten Teil.
        Du, mein Freund  Rainer Maria Rilke  Die Sonette an Orpheus (1922)



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